Wälder im Klimawandel
Baumartenwahl neu gedacht – mit Wissen in die Zukunft
Der Wandel ist da – und er ist schnell
Dass sich das Klima über Jahrtausende hinweg verändert, ist nichts Ungewöhnliches. Die Erde hat viele Kalt- und Warmzeiten erlebt. Doch der menschengemachte Klimawandel bringt eine neue Dimension ins Spiel: die Geschwindigkeit. Veränderungen, die früher über Jahrtausende abliefen, passieren heute innerhalb weniger Jahrzehnte. Für unsere Wälder bedeutet das eine enorme Herausforderung. Sie sind komplexe, gewachsene Systeme – und gleichzeitig ein entscheidender Bestandteil im Kampf gegen die Klimakrise.
Waldökosysteme unter Druck
Wälder sind weit mehr als bloße Holzlieferanten. Sie bieten Lebensraum für unzählige Arten, speichern CO₂, filtern Wasser, regulieren das Klima und schützen Böden vor Erosion. Doch ihre Fähigkeit, all diese Funktionen zu erfüllen, hängt stark davon ab, wie gut sie an ihren Standort angepasst sind. Temperatur, Niederschlag, Bodenbeschaffenheit – all diese Faktoren beeinflussen, welche Baumarten langfristig überleben können.
Der rasante Temperaturanstieg bringt traditionelle Forstkonzepte ins Wanken. Baumarten wie die Fichte, die lange Zeit wirtschaftlich wie ökologisch eine zentrale Rolle spielten, geraten in Regionen mit steigender Trockenheit zunehmend unter Druck. Gleichzeitig eröffnen sich neue Chancen für klimaresiliente Arten – doch welche sind das? Und wie treffen wir die richtige Wahl?
Standort vor Baumart – ein bewährtes Prinzip
In der mitteleuropäischen Forstwirtschaft gilt seit Langem das sogenannte „eiserne Gesetz des Örtlichen“: Nicht der Standort wird an den Baum angepasst, sondern umgekehrt. Der Wald wird so gestaltet, dass er sich an die natürlichen Gegebenheiten optimal anpassen kann. Diese Philosophie hat sich über Jahrhunderte bewährt – und wird im Klimawandel wichtiger denn je.
Die natürliche Waldverteilung Europas zeigt eindrucksvoll, wie eng Baumarten und Klima miteinander verwoben sind. Von borealen Fichtenwäldern im Norden, über Buchenwälder in der Mitte bis hin zu Eichen in den wärmeren südlichen Regionen – jede Art hat ihre ökologische Nische. Ändert sich das Klima, verschiebt sich auch dieses Gleichgewicht.
Baumartenwahl als Schlüssel zur Anpassung
Die Auswahl geeigneter Baumarten ist damit zu einer strategischen Entscheidung mit langfristiger Wirkung geworden. Dabei geht es nicht nur um Wachstum und Ertrag, sondern vor allem um Stabilität, Artenvielfalt und Anpassungsfähigkeit. Die Herausforderung: Niemand kann mit Sicherheit sagen, wie sich das Klima in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird. Trotzdem müssen heute Entscheidungen getroffen werden, die Generationen überdauern sollen.
Deshalb braucht es Werkzeuge, die Forstleuten und Planerinnen Orientierung geben – auf wissenschaftlicher Basis und mit Blick in die Zukunft.
Anbaurisikokarten: Wissen als Entscheidungshilfe
Ein solches Werkzeug sind die sogenannten Anbaurisikokarten, die von der Abteilung Boden und Klima der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) entwickelt wurden. Sie zeigen auf, wie 21 verschiedene Baumarten in der Gegenwart und unter den Annahmen eines moderaten Klimawandels in Zukunft auf bestimmte Standorte reagieren könnten.
Diese Karten basieren auf umfangreichen wissenschaftlichen Daten und Simulationen. Sie sind über das System BayWIS für die Forstverwaltung zugänglich und bieten damit eine fundierte Grundlage für die Baumartenwahl – angepasst an lokale Gegebenheiten und zukünftige Entwicklungen.
Regional denken – nachhaltig handeln
Gerade für uns als Sägewerk mit einer tiefen Verwurzelung in der Region ist diese Herangehensweise essenziell. Wir verarbeiten vor allem heimische Hölzer wie Fichte, Tanne und Kiefer – Baumarten, die im Alpenvorland seit Generationen das Landschaftsbild prägen. Doch auch wir sehen: Es braucht neue Konzepte, um diese wertvollen Rohstoffe auch in Zukunft zuverlässig zu sichern.
Das bedeutet nicht, Bewährtes vorschnell über Bord zu werfen. Vielmehr geht es darum, schrittweise und mit Bedacht zu prüfen, welche Arten in welchen Regionen weiterhin zukunftsfähig sind – und wo Diversifizierung notwendig wird. Mischwälder, klimaresiliente Sorten, naturnahe Bewirtschaftung: All das gehört zum Werkzeugkasten einer zukunftsfähigen Forstwirtschaft.
Verantwortung für kommende Generationen
Der Umbau unserer Wälder ist kein kurzfristiges Projekt – es ist eine Aufgabe für Jahrzehnte. Und sie betrifft uns alle: Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, Försterinnen und Förster, holzverarbeitende Betriebe, aber auch alle, die vom Wald als Erholungsraum oder Klimaschützer profitieren.
Nachhaltigkeit bedeutet, das Morgen im Heute mitzudenken. Die Baumartenwahl wird so zu einer zentralen Stellschraube für die Zukunftsfähigkeit unserer Landschaft – und damit auch unserer Gesellschaft.

