Aktuelles

Zwischen Sturm und Schwarm: Wie der Borkenkäfer Bayerns Fichtenwälder herausfordert

Zwischen Sturm und Schwarm: Wie der Borkenkäfer Bayerns Fichtenwälder herausfordert

Der Sommer 2025 hat gerade erst begonnen, doch in Bayerns Wäldern kündigt sich bereits eine ernste Herausforderung an: Der erste Hauptschwarmflug der Jungkäfergeneration des Fichtenborkenkäfers – insbesondere des Buchdruckers – ist in vollem Gange. Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) berichtet von steigenden Fangzahlen hellbrauner Jungkäfer in Höhenlagen bis zu 800 Metern. Eine Entwicklung, die Forstwirtschaft und Holzverarbeitung gleichermaßen aufmerksam verfolgen müssen.

Ein Schädling auf dem Vormarsch

Der Buchdrucker, eine der gefährlichsten Borkenkäferarten, nutzt vor allem geschwächte Fichten zur Eiablage. Die diesjährigen Wetterkapriolen – darunter heftige Gewitter mit Windbruch – haben in vielen Regionen frisches Brutmaterial geschaffen: gebrochene, entwurzelte oder beschädigte Fichten, die für den Käfer ideale Bedingungen bieten. Was für uns wie ein zufälliger Waldschaden aussieht, ist für die Käfer eine Einladung zur Massenvermehrung.

Der sogenannte „Stehendbefall“ ist besonders kritisch. Hier befallen die Käfer nicht tote oder gefällte Bäume, sondern vitale, noch stehende Fichten. Innerhalb kürzester Zeit bohren sie sich unter die Rinde, unterbrechen den Nährstofffluss – und bringen selbst gesunde Bäume zum Absterben. Der Schaden geht also weit über den Verlust einzelner Stämme hinaus: Ganze Bestände können kippen, ökologische Strukturen zerstört werden.

Ein Jahr der Extreme

Neben dem Buchdrucker zeigt sich 2025 auch der Kupferstecher – ein weiterer Borkenkäfer – in außergewöhnlich hoher Zahl. Beide Arten sind besonders in warmen, trockenen Sommern aktiv. In Kombination mit sturmbedingten Vorschäden ergibt sich eine gefährliche Dynamik, bei der die Ausbreitung kaum noch kontrollierbar ist.

Doch nicht nur der Mensch reagiert auf diese Entwicklungen – auch die Natur hat ihre Strategien. Vermehrt wird über natürliche Gegenspieler der Käfer berichtet: entomopathogene Pilze wie Beauveria dringen in die Käfer ein, besiedeln deren Organe und führen zu hoher Sterblichkeit. Ebenso wurde Milbenbefall festgestellt. Ob diese biologischen Gegenspieler langfristig das Gleichgewicht wiederherstellen können, ist noch offen – aber sie sind ein Hoffnungsschimmer in einem sonst düsteren Szenario.

Was bedeutet das für uns als holzverarbeitender Betrieb?

Für uns beim Sägewerk Lettl ist die aktuelle Lage ein klares Zeichen dafür, wie eng unsere Arbeit mit der Gesundheit der Wälder verbunden ist. Unser tägliches Tun basiert auf den natürlichen Ressourcen der Region – auf Fichte, Tanne und Kiefer, die hier seit Generationen wachsen und gepflegt werden. Wenn Schädlinge wie der Borkenkäfer große Teile der Bestände bedrohen, betrifft das nicht nur die Forstwirtschaft, sondern auch die gesamte Wertschöpfungskette Holz.

Ein nachhaltiger, verantwortungsvoller Umgang mit Wald und Rohstoff ist deshalb keine Option, sondern Grundprinzip unseres Handelns. Wir setzen auf Holz aus kontrollierten, regionalen Quellen – und auf die enge Zusammenarbeit mit Forstbetrieben, die frühzeitig auf Befall reagieren, Brutholz entfernen und damit zur Eindämmung beitragen.

Klima, Käfer und Konsequenz

Der Klimawandel wirkt als Brandbeschleuniger in dieser Entwicklung. Hitze, Trockenheit und Wetterextreme fördern die Ausbreitung der Schädlinge. Gleichzeitig werden die Bäume durch Wassermangel und Sturmereignisse anfälliger. Es braucht also langfristige Strategien, um Wälder klimastabil und widerstandsfähig zu machen – Mischwälder, naturnahe Forstwirtschaft, vorausschauende Pflege.

Unsere Branche kann hier nicht nur betroffen, sondern auch gestaltend sein. Mit unserem Fokus auf regionale Holzverarbeitung, auf langlebige Produkte und ressourcenschonende Prozesse tragen wir unseren Teil bei. Jeder gesunde Baum, der erhalten bleibt, jede intelligente Waldpflege, jede bewusste Entscheidung für regionales Holz ist ein Schritt in Richtung Zukunft.

Verantwortung braucht Weitblick

Die Lage um den Borkenkäfer zeigt einmal mehr: Die Natur ist im Wandel, und wir sind ein Teil davon. Wer mit Holz arbeitet, arbeitet mit einem lebendigen Material – einem Stück Landschaft, einem Produkt jahrelangen Wachstums. Diese Verbindung verpflichtet uns zum achtsamen Umgang.

In Zeiten wie diesen heißt das auch: wachsam bleiben, frühzeitig informieren, kooperieren. Nur wenn Forstwirtschaft, Forschung, Verarbeitung und Gesellschaft zusammenarbeiten, lassen sich Herausforderungen wie der Borkenkäfer nachhaltig bewältigen.

Quelle: holzkurier.com – Junge Fichtenborkenkäfer verursachen frischen Stehendbefall

Zwischen Sturm und Schwarm: Wie der Borkenkäfer Bayerns Fichtenwälder herausfordert
Nach oben scrollen