Ein Markt im Wandel
Der deutsche Holzmarkt erlebt im Jahr 2025 eine Entwicklung, die lange Zeit kaum vorstellbar war: Fichtenrundholz überschreitet immer häufiger die Marke von 130 Euro pro Festmeter. Besonders in Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland werden Verträge über 133 Euro pro Festmeter abgeschlossen, für stärkere Qualitäten sogar noch darüber. Was früher als Ausreißer galt, etabliert sich nun als Normalpreis und zeigt, dass sich die Marktverhältnisse grundlegend verschoben haben.
Fichte auf Rekordniveau
Im August kam es zu mehreren Vertragsabschlüssen, bei denen Sägewerke für Fichte im Leitsortiment L2b rund 133 Euro pro Festmeter frei Waldstraße zahlten. Noch vor wenigen Jahren bewegten sich die Preise meist zwischen 100 und 120 Euro pro Festmeter. Dieser Anstieg bedeutet nicht nur einen erfreulichen Aufschwung für Waldbesitzer, sondern unterstreicht auch die hohe Bedeutung von Fichte als wichtigste Baumart für die deutsche Holzindustrie.
Kiefer bleibt stabil hoch
Auch die Kiefer kann ihren Platz behaupten. Mit durchschnittlich rund 110 Euro pro Festmeter zeigt sie eine ähnlich stabile Entwicklung. In manchen Regionen wird Kiefer sogar gezielt als Ersatz für Fichten-Sägerundholz eingesetzt. Für Waldbesitzer ist sie damit nicht nur ein wertvoller Zusatz, sondern auch eine strategische Ergänzung, um von den gestiegenen Marktchancen zu profitieren.
Ursachen der Preissteigerungen
Dass Fichte und Kiefer so stark im Wert gestiegen sind, liegt an mehreren Faktoren. Zum einen ist das Angebot knapper geworden. Die großen Käferholzmengen, die über Jahre den Markt geprägt haben, sind weitgehend aufgearbeitet. Damit ist die Versorgung mit frischem Holz begrenzter, während die Nachfrage ungebrochen hoch bleibt. Zum anderen zeigen sich Lieferschwierigkeiten bei bestehenden Verträgen, sodass vereinbarte Mengen nicht immer vollständig geliefert werden können. Für die Sägewerke bedeutet das, dass sie bereit sind, höhere Preise zu akzeptieren, um ihre Versorgung zu sichern.
Unterschiedliche Entwicklungen in den Regionen
Ein Blick auf die regionale Verteilung verdeutlicht, dass sich die Preisentwicklung nicht überall gleich zeigt. Während in Ostdeutschland Palettenholz nach wie vor deutlich günstiger ist und zwischen 35 und 50 Euro pro Festmeter gehandelt wird, steigen die Preise in Norddeutschland kontinuierlich an. Dort liegt Fichte aktuell bei rund 124,6 Euro pro Festmeter, Kiefer bei 90 Euro. Innerhalb von zwei Jahren hat sich damit ein deutlicher Anstieg vollzogen, der die Attraktivität des Holzverkaufs für Waldbesitzer erheblich verbessert.
Österreich: Schadholz als Normalität
Auch die Situation in Österreich beeinflusst den Markt. Die österreichischen Bundesforste verzeichnen 2025 einen Schadholzanteil von rund 500.000 Festmetern. Das entspricht etwa der Hälfte der gesamten Holzernte und ist Ausdruck einer Entwicklung, die inzwischen zur Normalität geworden ist. In den 1980er- und 1990er-Jahren lag der Anteil noch unter 30 Prozent. Heute sorgen Klimawandel, Sturmereignisse, Borkenkäfer und Schneebruch für Werte von rund 50 Prozent. Besonders auffällig ist dabei der Schneebruch, der sich in diesem Jahr verdreifacht hat.
Chancen für Waldbesitzer
Für private wie auch kommunale Waldbesitzer bietet diese Entwicklung große Chancen. Die Erlöse liegen höher, wodurch Investitionen in Aufforstung, moderne Technik und die Pflege der Wälder besser finanzierbar werden. Gleichzeitig ist eine größere Flexibilität gefragt, um auf die volatilen Märkte reagieren zu können. Wer strategisch plant und nachhaltig arbeitet, kann jetzt von den hohen Preisen profitieren und seine Wälder zugleich zukunftssicher machen.
Herausforderungen für die Industrie
Für die Holz- und Sägeindustrie stellt sich die Lage differenziert dar. Auf der einen Seite führen die hohen Rundholzpreise zu steigenden Kosten. Auf der anderen Seite zeigt die stabile Nachfrage nach Holzprodukten, dass der Absatz gesichert bleibt. Besonders Sägewerke, die regional stark aufgestellt sind, können von dieser Situation profitieren. Entscheidend wird sein, die Balance zwischen Beschaffungskosten und Produktpreisen zu halten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ausblick auf die kommenden Monate
Die Preisentwicklung deutet darauf hin, dass Fichtenrundholz auch in den kommenden Monaten oberhalb der 130-Euro-Marke gehandelt wird. Wie sich die Situation konkret entwickelt, hängt vor allem von den kommenden Einschlagsmengen im Herbst sowie von möglichen Stürmen und Käferbefällen ab. Klar ist jedoch schon jetzt, dass der Markt in Bewegung ist und Waldbesitzer derzeit eine außergewöhnlich starke Position innehaben.
Fazit
Der Aufwärtstrend bei Fichte und Kiefer verdeutlicht eindrucksvoll, wie begehrt Holz als Rohstoff ist. Für Waldbesitzer bedeutet dies eine willkommene Stärkung, für die Industrie eine Herausforderung, mit den gestiegenen Kosten umzugehen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich die neuen Rekordpreise stabilisieren oder weiter anziehen. Sicher ist: Nachhaltige Waldbewirtschaftung bleibt der Schlüssel, um von dieser Entwicklung langfristig zu profitieren.